Andreas Willisch

Fragmentierung und Überleben

Nach der kulturellen Wende der 80er und 90er Jahre, die den Geisteswissenschaften ihre stillen normativen Voraussetzungen im Sinne einer unbedachten Präferenz für den europäisch-amerikanischen Weg des „weißen fleischessenden Mannes“ bewusst gemacht haben, finden sich diese heute in einer gewissen Isolation von den harten sozialen Problemen unserer Gegenwartsgesellschaft wieder.

Antisemitismus

Im Kontext der Forschung über gegenwärtige Formen von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus wird der Frage nach dem Stellenwert und der Verbreitung antisemitischer Orientierungen keine zentrale Bedeutung zugemessen. Dies stellt eine Reaktion darauf dar, dass der thematische Fokus des modernisierten Rechtspopulismus und Rechtsextremismus die Ablehnung von weiterer Zuwanderung und die Forderung nach Wiederherstellung eines ethnisch und kulturell homogenen Nationalstaates war und ist. Das schließt antisemitische Positionen zwar durchaus ein.

Kontroversen um Rechtsextremismus

Michael Moore folgt in seiner Dokumentation „Bowling for Columbine“ den Ursachen des Schulmassakers in der „Columbine High“. Wie wir anschließend hören konnten, ist ihm noch während der Fertigstellung des Films der 11. September 2001 dazwischengekommen. Statt nun wie geplant einen Film ausschließlich über den Besitz und Gebrauch von Waffen in den USA machen zu wollen, rückt der „Deal mit der Angst“ mehr und mehr in den Fokus des Interesses. Die Millionen Pistolen  und Gewehre, die die Amerikaner wie selbstverständlich zu Hause liegen haben, dokumentieren ihre Angst vor jedermann.

Die Überflüssigen

Kann man als Sozialwissenschaftler erahnen, was es bedeutet, „überflüssig“ zu sein? Was genau damit bezeichnet werden soll? Natürlich!, möchte man antworten. Die Profession selbst ringt um den Statuserhalt – mit negativem Ausgang: die Soziologie der FU Berlin wird aufgelöst, landauf, landab stehen sozialwissenschaftliche Fakultäten zur Disposition; dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, früher eine Hochburg der Soziologie, steht heute ein ausgewiesener Sozialhistoriker vor.