Jan Wielgohs

Europäische Integration und EU-Kritik

Das Ende des „permissive consensus“, also der durch demonstrative Zurückhaltung geprägten Haltung der Bevölkerung zur EU-Integration, ist in den vergangenen Jahren häufig diagnostiziert worden. An die Stelle der Vermutung einer stillen Zustimmung ist inzwischen die Gewissheit getreten, dass der Integrationsprozess nicht nur befürwortet, sondern – in unterschiedlichen Ländern in unterschiedlichem Umfang – von verdeckter oder offener Ablehnung begleitet wird.

Deutsch-polnische Kalamitäten

<p>Es wird wohl nicht mehr eindeutig zu klären sein, wann, wo und von wem die Idee eines deutsch-polnischen Jahres in Kultur und Wissenschaft in die Welt gesetzt wurde. Ein Treffen der Regierungschefs am Rande eines Fußball-Länderspiels oder eine gemeinsame Kutschfahrt des polnischen Kulturministers mit der deutschen Kulturstaatsministerin entlang der deutsch-polnischen Grenze werden als Geburtsstunde vermutet, sind aber nie bestätigt worden.

Postsozialistische Divergenzen

Als vor nunmehr zwölf Jahren der europäische Staatssozialismus im Orkus der Geschichte verschwand, gerieten auch große Teile der territorialen Ordnung im östlichen Teil Europas ins Wanken. Die neuen politischen Klassen im Osten sahen sich damit nicht nur vor die Herausforderung gestellt, gangbare wirtschafts- und gesellschaftspolitische Reformstrategien zu entwerfen, sondern auch vor die Aufgabe, ihre Länder geopolitisch neu zu verorten. Viele Akteure sahen von Anfang an in der alten Vision vom „einheitlichen europäischen Haus“ gleichsam die „natürliche“ Lösung des Problems.