Hartwig Schmidt

Wiederkehr der Geschichte

Im Sommer 1989 erschien in der amerikanischen Zeitschrift „The National Interest“ ein Aufsatz mit dem fragenden Titel: „The End of History?“ Der Autor, Francis Fukuyama, war ausgewiesen als deputy director of the State Department’s policy planning staff and former analyst at the RAND Corporation. Seine Schrift erregte Aufsehen, zum einen, weil sie die Vorstellung vermittelte, hier gewinne man Einblick in die Planspiele von US-Denkfabriken, zum andern, weil man sich darüber verwunderte, daß in diesen Kreisen G.W.F. Hegel eine zitierfähige Größe war.

Zeit der Paradoxien

Auf den ersten Blick handelt es sich einfach um einen anschwellenden Wortgebrauch. Der Begriff „Paradoxien“ erfreut sich wachsenden Zuspruchs. Auffälligerweise taucht er immer häufiger in Publikationen auf, die vordergründig soziale und kulturelle Gegenstände verhandeln. Also nicht dort, wo er traditionell beheimat ist: in der theoretischen Philosophie, in der philosophischen und mathematischen Logik. Vor allem soziologische, ökonomische, politologische, kulturwissenschaftliche und sozialphilosophische Untersuchungen stoßen heute zielsicher auf Paradoxien bzw.

Unaufhörliche Dialektik

Was eigentlich aus der Dialektik geworden ist, fragen sich nicht nur Leser, die sie noch in der Form einer institutionell favorisierten Methode kennengelernt haben. Als Algebra der Revolution  verstanden, erfuhr die Dialektik offenbar eine ähnlich weitgehende Abwertung wie schon die sogenannten großen Erzählungen. Dennoch gibt es die Zeitschriften, die Kongresse und Diskurse, die sich ihrer annehmen. Sie hat etwas Unaufhörliches an sich.