Kultur als Entwicklungsvariable in Osteuropa (2004/5)
Verlauf der gesellschaftlichen Umbruchprozesse ist von Anfang an ein zentrales Thema der Osteuropa- und Transformationsforschung gewesen. Allerdings hat sich der Fokus der Diskussion in den vergangenen Jahren deutlich verschoben: Stand zunächst die Frage im Vordergrund, inwieweit das kulturelle Erbe des Staatssozialismus eine Barriere für erfolgreiche politische und ökonomische Reformen darstellt, so wird spätestens seit Mitte der 1990er Jahre vor allem darüber gestritten, inwiefern kulturelle Differenzen zwischen den Ländern die dramatischen Unterschiede im Verlauf und in den (Zwischen-)Ergebnissen der Transformation erklären können. Mit dieser Verschiebung der Leitfrage verbinden sich Veränderungen in der Gewichtung der kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Gesellschaften Osteuropas wie auch in der Bewertung des Stellenwertes des gemeinsamen staatssozialistischen Erbes. Unser einführender Beitrag rekonstruiert den Verlauf der Diskussion. Wir stellen die „alten“ und die „neuen“ Kontroversen dar und zeichnen nach, wie es zu der Verschiebung des Fokusses gekommen ist. Schließlich fragen wir nach der Relevanz, die die theoretische Auseinandersetzung mit kulturellen Faktoren postsozialistischer Transformationsprozesse über die auf Osteuropa bezogene Forschung hinaus hat.
Stichworte: Entwicklung, Transformation, Governance, Postsozialismus, 1989
Erschienen: 2004
Inhalt
- Kulturelle Determinanten postsozialistischer Gesellschaftsentwicklung
- Regierungskultur und Regierungspraxis
- Vergangenheit oder Vorvergangenheit?
- Beeinflußt soziales Kapital den Erfolg der Wirtschaftstransformation in postsozialistischen Gesellschaften?
- Die polnische Wirtschaftskultur – Persistenz und Wandel
- Wirtschaftskulturelle Faktoren in der postsozialistischen Transformation:
- Die „Entdeckung der Kultur“ und die Zukunft der Transformationsforschung
- Dialektik, Dialog und das Institutionenverständnis der Kritischen Theorie
- Institutionentheorie zwischen Ontologie und Normativität
- Die Modellierung institutionellen ökonomischen Handelns
- Institutionentheoretischer Individualismus:
- Türkisch-niederländische Begegnungen in Friedenseinsätzen
- Tod, Militär und Gesellschaft
- Die Türkei und der Irakkrieg
- Krieg als Chamäleon
- Was heißt und zu welchem Ende studiert man Geschichte?
- Vom korporatistischen Elitenkartell zur lobbyistischen Interessenvertretung
- Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit
- Andreas Arndt: Die Arbeit der Philosophie
- Die vermessene Region