Unaufhörliche Dialektik (2001/4)

Herausgegeben von: Hartwig Schmidt

Was eigentlich aus der Dialektik geworden ist, fragen sich nicht nur Leser, die sie noch in der Form einer institutionell favorisierten Methode kennengelernt haben. Als Algebra der Revolution  verstanden, erfuhr die Dialektik offenbar eine ähnlich weitgehende Abwertung wie schon die sogenannten großen Erzählungen. Dennoch gibt es die Zeitschriften, die Kongresse und Diskurse, die sich ihrer annehmen. Sie hat etwas Unaufhörliches an sich. Auch in dem Sinne, daß sie nicht aufhört, die Gestalt zu wechseln, verschiedene Gesichter zu zeigen und in Regionen des wissenschaftlichen Lebens aufzutauchen, in denen sie vorzeiten verpönt war. 

Es erscheint uns als sinnvoll, mehrere markante Konzepte zu präsentieren. Dazu gehört das Projekt einer Aufhebung der Hegelschen Dialektik, das von Friedrich Nietzsche und der Philosophie der Differenz nachhaltig inspiriert wurde. Ob dabei das Aufheben in dem doppelten Sinne, der schon dem Meister vorschwebte, oder in einem anderen Sinne gemeint ist, kann man dem Aufsatz von Werner Stegmaier entnehmen. Unter den profilierten Konzeptionen hält sich unverdrossen die der materialistischen Dialektik. Sogar über ihre Quellen läßt sich noch heute mit Gewinn forschen, wie Hartmut Hechts Beitrag beweist. Und indem Hans Heinz Holz Thesen vorträgt wie die, daß gerade die eigentlich metaphysischen Fragen der dialektischen Bearbeitung bedürfen, zeichnet sich ab, was dieser Richtung die Markanz sichert. An anderer Stelle hat man bereits auf die Versuche prominenter  Vertreter des analytischen Philosophierens aufmerksam gemacht, gewisse Figuren der Hegelschen Denkweise auf eigenständige Weise zu reaktivieren. An dieser Stelle sollen vergleichbare Bestrebungen in der analytisch orientierten Sozialwissenschaft bedacht werden. Thomas Gil kommentiert und diskutiert eine von Jon Elster unternommene Rehabilitierung der Dialektik.

Stichworte: Dialektik, Widerspruch, Franz Fühmann, Volker Braun, Jon Elster

Erschienen: 2001

Inhalt

  • Die Substanz muß Fluktuanz werden Nietzsches Aufhebung der Hegelschen Dialektik
  • Von der Möglichkeit, über Gegenstände der Metaphysik angemessen zu reden
  • Kritische Rehabilitierung Dialektisches Denken in der analytischen Sozialtheorie von Jon Elster
  • Marx’ frühe Leibniz-Exzerpte als Quelle seiner Dialektik
  • „Ich zeige, daß der Feind am Werk ist, der wir selber sind“
  • Vom „Stocken des Widerspruchs“ oder Etwas über die Erfahrung der Herr-und-Knecht-Dialektik bei Franz Fühmann
  • [Brecht und Marx (1968)]
  • Die bleibende Bedeutung der sowjetischen philosophischen Traditionen
  • Von der Qual zu philosophieren
  • Vesa Oittinen (ed.): Evald Ilyenkov’s Philosophy Revisited
  • Die Krise der Männlichkeit
  • Werner Sombart als Theoretiker und Historiker des Kapitalismus
  • „Bilder, die die Welt bedeuten“ Raumbilder in der politischen Ideengeschichte
  • Axel Honneth: Das Andere der Gerechtigkeit
  • Axel Honneth: Das Andere der Gerechtigkeit
  • Peter Uwe Hohendahl (Hg.): Öffentlichkeit
  • Klaus-Peter Möller: Der wahre E

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