Arbeit und Anmut des Boxens (2001/1)
Die Welt als Bühne und die Bühne als Welt... Das gilt auch für die Sportarena oder den Boxring. Nachdem man Texte, wie die im Schwerpunkt dieses Heftes versammelten, in ihrer Kompaktheit und Vieldimensionalität gelesen hat, wundert man sich, daß dieses Thema in der Bundesrepublik nicht schon längst intensiver bearbeitet worden ist. Die Aufsätze befassen sich auf unterschiedliche Weise mit der Produktion des Boxers und der Boxerin (!) innerhalb und außerhalb der Trainingshalle und des Rings sowie in der Literatur und im Film. Dabei steht nicht ihre Arbeit in einem technischen Sinne im Mittelpunkt, sondern die Erzeugung sozialer Qualitäten und die Konstruktion verschiedener Identitäten, die des sozio-kulturellen Geschlechts (Gender) eingeschlossen. Die Untersuchungen werden überwiegend aus der Innenperspektive heraus unternommen und sind empirisch gesättigt.
Berliner Debatte Initial will mit diesem Schwerpunkt zum einen die Publikation von Texten fortsetzen, die sich mit der Bedeutung und dem Stellenwert des Zuschauersports in der Moderne und seinen kulturellen Zusammenhängen befassen, mit den Querverbindungen zu Wirtschaft, Politik, Bildung und Sozialverhältnissen. Deutlich wird erneut, daß der Sport nach wie vor auch die Dimension einer Säkular-Religion hat: die Erwartung des Neuen Menschen, die Erneuerung oder Verbesserung des Menschheitlichen, auch in Gestalt der Veränderung von Geschlechterbildern und –beziehungen (wieder im Sinne von gender, nicht schlicht von sex). Im Unterschied zu Heft 6/1999 geht es diesmal nicht so sehr um die Symbolik des Tuns, sondern die Entwicklung des Athleten bzw. der Athletin. Auch in dem an sportlichen Großereignissen reichen Jahr 2000 war – abgesehen von der aufwendigen medialen Präsentation der Gewichtsprobleme einiger Prominenter – gerade über die Athletik als Tätigkeit und Arbeit, über ihre inneren Ideale und Sinnstrukturen wenig zu erfahren.
Stichworte: Boxen, Soziologie, Literatur, Ethik, Arbeit
Erschienen: 2001
Inhalt
- Arbeit und Anmut des Boxens
- Opfer
- „Busy Louie“ im Ring:
- Training versus Wettkampf
- „Die Deutschen haben keinen Arsch mehr in der Hose!“
- Darf ich Sie zur nächsten Runde auffordern?
- „Harte“ Frauen und „weiche“ Frauen
- Frauenboxen und verwandte Aktivitäten
- „Warum soll’n wa nich boxen dirfen?“
- Boxer, Frauen, Pferde und Genies
- Franchising Fight Club
- Body and Soul:
- Leidenschaft – eine Skizze
- Die Grenzen der Materialisierung diskursiver Performativität an psychisch lebbarer Sozialität
- Im Auge des Sturms
- Jörg Roesler: Der Anschluß von Staaten in der modernen Geschichte
- Theresa Wobbe: Weltgesellschaft
- Egon Matzner: Monopolare Weltordnung
- Martin Sabrow (Hg.): Geschichte als Herrschaftsdiskurs
- Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis: Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“
- Thilo Harth: Das Internet als Herausforderung politischer Bildung