Postsowjetische Reflektionen (1992/6)
<p>In Zeitungen und Alltagsgesprächen, auf Meetings und in Versammlungen in Rußland sowie auf dem Territorium der ehemaligen UdSSR, in der GUS sind ständig Reden über den Tod der Kultur zu hören. Sie haben ihren Grund. In der Tat, die traditionellen Formen der Organisation der Kultur und des kulturellen Lebens zerfallen vor unseren Augen. Bibliotheken und Theater fallen im wahrsten Sinne des Wortes auseinander, den Museen fehlt es an Sicherungstechnik, sie werden oft ausgeraubt. Die Filmtheater sind entweder geschlossen oder haben die Preise so hochgesetzt, daß sie für die Mehrheit der Bevölkerung unerschwinglich sind. Wohin man auch sieht, überall werden primitive amerikanische Reißer und zweitklassige Liebesfilme gezeigt. Die im Ausland prämierten Filme russischer Meister bekommt man in der Heimat nicht zu sehen, sie gelangen oft nicht in die Kinos. Die Schriftsteller sind politisiert und haben das Schreiben vergessen. Die Literatur, die früher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wenn nicht der gesamten Gesellschaft, so doch wenigstens der Intelligenz stand, ist jetzt auf den zweiten oder gar dritten Platz verdrängt worden.</p>
Stichworte: Sowjetunion, Russland, Sozialismus, Imperium, Eliten
Erschienen: 1992
Inhalt
- Von der mono- zur polystilistischen Kultur
- Neoslawophile contra Westler
- Ist Rußland noch zu retten?
- Ökonomische Transformation in Rußland
- Rußland am Scheideweg
- Eine neue Weltunordnung?
- Eliten im postimperialen Reichsraum
- Wissenschaft im Umbruch
- "Katharsis, Mathesis, Praxis!"
- Pawel Florenski an Alexej Wetuchow
- Eine philosophische Anthropologie
- HOMO FABER
- Ende der konservativen Revolution?
- Wie finden die USA aus der Rezession?
- "America First!"
- Freiheit der Haßrede
- Amerikanische Linke, europäische Linke - derselbe Kampf?
- Interdisziplinär oder quer?
- Transdisziplinarität
- Wolf Wagner: Uni-Bluff und Uni-Angst
- Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung
- Mythos Antifaschismus - Ein Traditionskabinett wird kommentiert
- Ralf Dahrendorf: Der moderne soziale Konflikt